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Mein Field Trip dritter Teil

Also wenn man den Ureinwohnern eines lassen muss, dann ist es, dass ihre innere Uhr wirklich auf die Minute funktioniert. Pünktlich um 5:00 Uhr standen die Dorfbewohner auf und fingen an, draußen vor der Tür zu hantieren mit dem Feuer oder auch dem Waschen von Geschirr. Wenn man nicht vom durchgehenden Geklapper des Geschirrs wach geworden war, tat der dorfeigene Hahn seine Arbeit und man war innerhalb weniger Sekunden hellwach. Für mich als sehr gerne Frühaufstehenden war das Ganze kein Problem und so fing der Tag damit an, wie er aufgehört hatte, mit unglaublich leckerem Essen. Es gab wieder Puri und dazu ein sehr würzig schmeckendes Curry.
Nach kurzer Morgenwäsche gingen wir nochmals hoch zum Wasserfall. Unsere Begleiter Sattibabu und Bonjibabu waren so darauf fixiert Fotos zu machen, um vor ihren Dorfkumpels angeben zu können, dass der eigentliche Grund, weswegen wir zu diesem Wasserfall gekommen waren, eher in den Hintergrund geriet.



Unsere beiden Jungs, Sattibabu und Bonnjibabu mit unseren Hüten, die sie als Modeaccessoire wie junge Bollywood Stars nutzten.
Wieder einmal erschreckte mich die Rücksichtslosigkeit, wie hier mit Müll umgegangen wurde, wie schon am Vorabend sehr. Der Müll wird einfach nur neben sich geworfen ohne weiter darüber nachzudenken. Ich denke, das liegt einfach daran, dass die Menschen keine Bildung bekommen und somit gar kein Bewusstsein für Verpackungen aller Art haben. Wir dokumentierten alles und gingen nach einem halbstündigen Aufenthalt am Wasserfall wieder hinunter ins Dorf.
Das mit der Bildung ist für mich auch unfassbar!! Die Regierung zahlt dem Lehrer, der kommen soll, um an diesem kleinen entlegenen Ort die Kinder des Dorfes zu unterrichten, eine Menge Geld (500 Euro). Doch dieser kommt einfach nicht und so zahlt die Regierung umsonst und die sehr lernwilligen Kinder gehen leer aus. Als ich da war, gab es schon seit 2 Monaten in der total heruntergekommen Schule keine Lehrkraft mehr. Somit nimmt man den Kindern die einzige Chance, die sie haben, um aus ihrem Heimatdorf in die Welt zu gehen, radikal weg und verdammt sie entweder dazu, in einem klitzekleinen Dorf zu bleiben oder sich irgendwie in einer Stadt mit einem Hungerlohn als Gehalt durchzuschlagen. Das Ganze nur, weil es einem Lehrer zu viel ist, jeden Morgen 1,5 Stunden zur Arbeit zu fahren. Wirklich nicht schön anzusehen, wie solche Dinge hier laufen.

Die alte Schule, ein Armutszeugnis!
Aber weiter zu unserem Tag: nachdem wir dann noch zwei Stunden im Dorf gesessen hatten und drauf warteten, dass es weitergeht, ging es endlich los. Mit all unserem Gepäck und ca. 33 Grad wanderten wir die 5 Km zu den Borra Caves, die für ihre Schönheit wirklich schon weit bekannt sind. Zum Glück hatten wir am Vorabend einen jungen Studenten aus Bangalore kennengelernt, der perfekt Englisch sprach und der uns die ganzen Informationen über Katiki auch übersetzten konnte. Ohne ihn wären wir völlig aufgeschmissen gewesen. Dieser begleitete uns auch zu den Borra Caves, da er dort seinen Professor aus Bangalore erwartete, der sich die Fortschritte seiner Arbeit in den Fields erklären lassen wollte. Mit dem Professor und dem jungen Studenten und ungefähr 8 Dorfbewohnern ging es dann in die Höhle, zu der ich nur wenig sagen möchte.

Das Selfie darf natürlich nicht fehlen. Von rechts nach links, der Junge Student Bashka, sein Professor, drei Dorfbewohner Katikis die mit NGO`s aus der Region arbeiten, Sattibabu und Bonjibabu, Leo und natürlich ich.
Nur so viel, es ist erschreckend, was die Regierung aus dieser riesigen natürlich erstandenen Tropfstein Höhle gemacht hat. Überall sind Wege betoniert und Lampen installiert die 24/7 umherstrahlen. Ihr könnt Euch die Folgen für die hitzeempfindlichen Stalaktiten und die dort lebenden Nachtaktiven Fledermäuse bestimmt selbst denken. Doch darauf wird überhaupt keine Rücksicht genommen, Hauptsache, das Geld stimmt.
Schade, denn ansonsten war die Höhle wirklich atemberaubend schön und sehr mächtig wirkend. Doch auch das letzte bisschen Hoffnung auf einen schönen Ausflug nahmen mir die meist fetten Besucher, die am laufenden Band herum kreischten, um ihr eigenes Echo zu hören. Wirklich ätzend, wenn man eigentlich gewohnt ist aus Europa, dass man in solchen Höhlen eher die Ruhe bewahrt und die Schönheit der Natur beobachtet. Naja, ich bin leider nur ein Volunteer aus Deutschland und werde dort komplett gar nichts ändern können.

In der Höhle. Die Farben machten die Tropfsteinhöhle natürlich noch eindrucksvoller. Diese Lichter sind LED aber nachts werden für die Security Neon Röhren angeschaltet, die Hitze absorbieren und den Stalaktiten immens Schaden!
Nach dem Besuch der Höhle durften wir noch bei einem Meeting dabei sein mit den Dorfbewohnern, dem Professor sowie einem Mann, der über alles rund um die Höhle Bescheid wusste. Es war leider auf Telugu und wir verstanden gar nichts. Der nette Student aber nahm sich nach dem halbstündigen Meeting Zeit, noch einmal alle unsere Fragen, die wir vorbereitet hatten, zu beantworten. Wirklich ein riesen Glück, dass wir ihn getroffen hatten!!
In der Höhle an sich ist gar kein Müll! Allerdings wird der Müll nur aus der Höhle geschafft, um ein besseres Bild darzubieten und einfach 500 m entfernt hingekippt. Dass durch den Wind das Plastik oft den Berg hinunter auf die Reisfelder der einfachen Bauern geweht wird, stört hier niemand so wirklich. Auch schon Kühe sind an den Folgen der Verschmutzung verstorben, da sie das Plastik nicht verdauen können und ihr Darm infolgedessen verstopft und sie kläglich sterben! Ein Schauerbild gleich noch dazu..


Nachdem wir Mittagessen in einem kleinen Restaurant genommen hatten, nahm uns der Professor mit, weil dieser auch nach Visakpatham musste, und wir fuhren die drei Stunden zurück in die Großstadt ohne weitere Vorfälle mit dem Bus.
In Vizak angekommen, hatten wir noch 6 Stunden Aufenthalt, diese Zeit galt es dann totzuschlagen, was sich als wirklich schwer erwies, weil wir zu diesem Zeitpunkt schon 13 Stunden mit unserem Gepäck auf dem Rücken rund 25 km gelaufen waren. Vizag liegt am Meer und hat einen Strand, dort weilten wir ca. 1 Stunde. Direkt neben uns war ein 5-Sterne-Hotel und ich glaube, ich hatte noch nie in meinem Leben so ein Verlangen, ein Zimmer in diesem Luxus-Hotel zu buchen und einfach zu schlafen. Da wir leider dafür zu wenig Geld hatten und unser Zug in 5 Stunden abfahren sollte, fuhren wir als Alternative zu McDonalds.
Da vor jeder größeren Mall hier intensiv Taschenkontrolle betrieben wird aus Angst vor Terror, hatten die Wachmänner sichtlich Spaß uns unsere Rucksäcke auspacken zu lassen. Leider fanden sie nicht viel außer dreckigen Klamotten sowie zerknülltem Papier und so durften wir zum Heiligtum McDonalds vordringen und uns die Bäuche mit Hühnchen vollschlagen. Leider hatten wir, nachdem wir bei dem Fresstempel der USA gewesen waren, immer noch 3 Stunden Zeit und ich entschied mich schlussendlich einfach in der Wartehalle auf dem dreckigen Boden zu pennen, weil ich wirklich auf gut Deutsch gesagt „im Arsch war”. Als unser Zuge endlich kam, war ich heilfroh, auch wenn noch 14,5 Stunden vor uns lagen, immerhin nicht zu Fuß, sondern im Zug.
Als wir endlich ankamen im Office, war ich so froh, diesen Trip überstanden zu haben. Den restlichen Tag hatten wir frei und im Nachhinein bin ich wirklich froh, diese Strapazen mitgemacht zu haben, weil ich dadurch an Orte kam, die der Pauschaltourist niemals sehen wird.
Das war's auch schon von mir.
Bilder findet ihr wie immer hier. Die meisten Bilder wurden von meinem Mitfreiwilligen Leo gemacht, danke, dass ich sie nutzen darf!

Bis bald,

Euer Merlin

Kommentare

  1. Lieber Merlin, schon lange wollte ich Dir sagen, wie ungeheuer spannend ich Deine Berichte finde!! Ich staune einfach, wie Du Dich mit so viel Offenheit dieser wirklich total anderen Welt aussetzt. Ich weiss nicht, ob ich das könnte. Denn der Anblick (und vermutlich Gestank!!) des Mülls und die Nichtachtung der Natur würde mich in ein paar Tagen völlig fertigmachen. Du erwähnst das ja auch immer wieder, es ist der rote Faden, wie weh es tut, das anzusehen, und dass es Dich immer wieder fast krank macht, oder wirklich krank. Natürlich sind das trotzdem unbezahlbare Erfahrungen, die Du ja irgendwie auch gesucht hast, und die Dir noch mal viel im Leben nützen werden. Ich danke Dir, dass Du uns durch Deine lebendigen (und auch humorvollen!) Berichte so viel anteilnehmen lässt. Ich wünsche Dir sehr, dass Du noch eine Weile durchhältst (vielleicht sogar ein volles Jahr?), und genug Spannendes für Dich entdeckst, dass sich das Bleiben lohnt. Mit liebem Gruß aus dem herbstlich kühlen und vergleichsweise "geordneten und sauberen" Deutschland! Dorothea (und Leif)

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