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Mein Arbeitstag und unsere Arbeit

Ich wurde vor einiger Zeit gefragt, ob ich nicht mal ein wenig mehr über das Leben hier berichten kann.
Nun, mein Tag beginnt normalerweise um 8:00 Uhr, weil ich aufwache, weil es taghell im Raum ist! Ich muss zugeben, in letzter Zeit war ich eher sehr faul, was das Yoga angeht, ich muss mir das Ganze auch immer von unserer Yoga Squad anhören, deshalb bleibe ich einfach schön liegen.
Um 10:00 Uhr beginnt die Arbeit, wenn wir in Hyderabad sind, dann arbeiten wir sehr oft vor dem PC, aber auch kreative Ideen oder Vorbereitungen für die kommenden Field Trips stehen an! Am PC geht es meist darum, unsere Arbeit zu dokumentieren, da es sehr wichtig ist als NGO zu beweisen, dass das Geld, das von Spendern und auch der Regierung nicht unnütz verplempert wird. Des Weiteren dokumentieren wir ja auch sehr viele Probleme und diese müssen irgendwie kommuniziert werden und so schreiben wir Berichte über unsere Sicht der Dinge. Falls Interesse besteht, werde ich einen dieser Berichte auch hier veröffentlichen.
Aber weiter zum Tagesablauf. Zwischen 1:00 und 2:00 Uhr gibt es Mittagessen und um 17:00 Uhr ist Arbeitsende. Klingt nach einem sehr normalen Bürojob.
Leider trifft das nur auf uns zu, wenn wir in Hyderabad sind, sobald es in die Fields geht, gibt es keine Arbeitszeiten mehr, wie man sie normalerweise kennt.
Unser Center heißt Dhaatri - a Resource Centre for Women and Children, allerdings geht es nicht nur darum, den Frauen ein besseres Leben zu ermöglich. Wir haben unsere Bezugsdörfer Dallapalle und Poolabanda, da es nicht möglich ist, flächendeckend alle Dörfer dort zu betreuen, das heißt, wir haben dort jeweils Field-Mitarbeiter, die vor Ort arbeiten. Diese Field-Arbeiter sind normale junge Dorfbewohner, die es sich zur Aufgabe gemacht haben etwas zu verändern oder die sehr an Wandel interessiert sind. Wenn es nun Probleme gibt oder Dinge zu klären sind, werden diese über die Field-Mitarbeiter an uns weitergegeben und hier in Hyderabad werden die Probleme besprochen und dann überlegt, wie wir helfen können.
Ein Beispiel ist, dass die Flächen in den Andhra Pradesh Bergen, die den verschiedenen Bauern gehören, nur im Kopf der Menschen zugeteilt sind. Es gibt weder Zertifikate über den Besitz noch Dokumente, dass den Bauern das Land zusteht. Unser Center hat nun angefangen, die verschiedenen Areale zu katalogisieren, das heißt, wir haben ein GPS Gerät, mit dem wir Eckpunkte setzen, die wir später zusammenfügen und diese dann als Dokument an das zuständige Ministerium weitergeben, um den Bauern so zu ermöglichen, sich gegen Zwangsenteignung zu wehren.

So sehen die ausgemessenen Areale dann aus, wenn sie zur Regierung gehen, ich musste Koordinaten und Namen natürlich unkenntlich machen. Es soll nur zeigen, wie unsere Arbeit dann aussieht.
Nur eines unserer Projekte.
Ein anderes ist es, dass gerade hier in Indien wenig Wissen über die Verschmutzung der Umwelt besteht. Wie ich schon oft berichtet habe, ist sehr viel Schmutz in den Großstädten und leider wird es auch immer mehr in den Bergregionen, da rücksichtslose Touristen ihren Schmutz einfach wegwerfen. Darüber habe ich schon berichtet. Allerdings kommen jetzt immer mehr Auseinandersetzungen dazu, da die Dorfbewohner, wie es ihr gutes Recht ist, nicht wollen, dass die Touristen sich das Recht herausnehmen zu kommen und dann alles einfach zu verschmutzen. Wir versuchen durch unseren Einsatz ein Verbot zu erwirken, welches die Verschmutzung strikt einschränkt und den Menschen wieder Ruhe bringt. Auch die Erstellung von Schildern, die darauf hinweisen seinen Müll einfach wieder mitzunehmen, haben wir Angriff genommen, die Schilder werden auf Telugu und auf Englisch sein. Sie sollen wachrütteln und den Touristen zeigen, was sie da tun, wenn sie ihren Müll einfach zurücklassen!!

Eines der Poster, übersetzt werden sie natürlich auch noch, weil man nicht erwarten kann, dass alle Touristen Englisch sprechen
Der Schmutz ist für sie nur die eine Sache, eine ganz andere ist der Umgang der meist jungen Touristen, die mit ihren Gruppen von jungen Freunden kommen und sich benehmen, als gehöre die Welt ihnen. Stellt Euch vor, jemand kommt in Euren Garten und fängt an, sich einen reinzutrinken, zu essen und danach allen Müll einfach auf den Boden zu werfen. In Deutschland undenkbar, hier in den Bergdörfern Alltag.

Dies sind nur zwei unserer Arbeitsfelder.
Ein drittes ist die Aufklärung und die Suche nach praktischen Gegenständen wie zum Beispiel Binden, die die Frauen in den Dörfern gut nutzen können. Es wäre jetzt sehr kontraproduktiv, den Frauen immer jeden Monat eine Anzahl an Binden aus den Läden in Hyderabad zu bringen, da dadurch nur Probleme wie der entstandene Abfall entstehen würden. Unsere Vorfreiwilligen haben als Lösung wiederverwertbare Binden entworfen. Zu diesem Paket, das dann in die Dörfer kommt, gehört Stoff, eine Anleitung und eine Schablone mit der die Frauen sich selbst Binden herstellen können. Dazu haben Toni und Skrollan Unterhosen entwickelt, die natürlich auch benötigt werden, die aber auch von den Frauen selbst hergestellt werden können. Dies ist dann eine Aufgabe, die Geschick sowie etwas Kreativität erfordern, ihre Wirkung vor Ort aber keinesfalls verfehlt, weil es notwendig ist, solche Möglichkeiten zu schaffen!
Es gibt noch einige mehr, aber dazu werde ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr berichten.
Wenn Fragen entstehen, wie man uns unterstützen kann oder auch noch mehr Fragen zu meiner Arbeit, meldet euch unter meiner Email Adresse merlin.aufermann@web.de oder die, die meine Nummer haben, können mir ja schreiben.
All diese Angaben kommen von mir selbst und repräsentieren nicht die Dhaatri Ansichten. Es sind private Aussagen, die auch so gesehen werden sollen!

Bis bald,

Euer Merlin

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