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FRRO, Trip to Hampi, Gegensätze sowie das Hakenkreuz in Indien

Die letzten Tage ist vergleichsweise wenig passiert. Wir haben unsere Arbeit gestartet und es gab nur wenige Ereignisse, die wirklich aus diesem Geschehen herausstechen.
Aber eins gab es, welches es wirklich in sich hatte. Die Registrierung im FRRO (Foreigner Regional Registration Office) von Indien. Wir waren insgesamt zweimal da, beim ersten Mal alleine ohne Unterstützung von unseren Indischen Mentoren. Dieses erste Mal war besonders klasse, da ich an einem ordentlichen Schnupfen litt und ich mich dementsprechend riesig wohl fühlte im überfüllten Warteraum, der die ganze Zeit von einer Klimaanlage auf eisige Temperaturen runtergekühlt wurde. Wir wussten beim ersten Mal natürlich auch nicht, was genau wir jetzt machen sollen, und so kam es, wie es kommen musste, wir saßen 6 Stunden in diesem Warteraum und kamen nicht dran. Erst als es 30 min vor Schließung der Behörde war, trafen wir durch Zufall andere Freiwillige aus Deutschland, die mit ihrer indischen Mentorin da waren. Mit  Hilfe der Mentorin fanden wir heraus, dass wir völlig umsonst gewartet hatten, weil man uns in das falsche Wartezimmer geschickt hatte. Aber komischerweise war keiner von uns genervt, wir waren einfach nur froh, dort wieder gehen zu können.
Als wir das zweite Mal zum FRRO gingen, hatten wir eine der Mitarbeiterinnen unserer NGO dabei. Leider war sie auch das erste Mal in der FRRO, was aber nicht heißt, dass sie keine riesige Hilfe war. Diesmal verlief alles reibungslos und zum Glück bin ich jetzt erfolgreich registriert für das kommende Jahr :).
Eine sehr erfreuliche Sache ist, dass wir von unserer Chefin Ende September Urlaub bekommen haben, was heißt, dass wir mit einer unserer Mitarbeiterinnen (Gayahtri) nach Hampi fahren. Hampi ist ungefähr 12 Stunden Fahrt mit dem Zug entfernt und wir freuen uns riesig, da dort vier deutsche Freiwillige sind, die bei unserer Partnerorganisation Sakhi arbeiten und auch über die Freunde der Erziehungskunst entsandt wurden. Unser erster Urlaub in Indien. Juchuu! Und unsere erste Zugfahrt in einem Land, das für seine Zugfahrten berühmt ist :)
Was ich auch noch erwähnen muss, ist, dass es nach wie vor wirklich schwer ist, das Englisch der Inder zu verstehen. Sie reden oft so nuschelnd oder eine so abartig abgewandte Form des uns geläufigen Englisch, dass man wirklich kaum ein Wort versteht!!! Ich will damit nicht sagen, dass sie kein Englisch können, denn ihr Wortschatz ist meist ausgeprägter, als man denken mag, aber leichter zu verstehen sind sie dadurch auch nicht wirklich. Ich glaube, das ist etwas, an das ich mich wirklich gewöhnen muss.


Ich finde es außerdem wirklich lustig, wie die Inder hier Festivals auslegen. Ich habe in meinem vorigen Eintrag schon erwähnt, dass hier in Indien grade das hinduistische Ganesha Festival wütet. Allerdings ist es hier so, wie in einigen südlichen Ländern auch, dass man hier Nachmittags wirklich nicht raus möchte, da die Sonne bei 34 Grad im Schatten wirklich von oben auf deinen Kopf brutzelt, als gäbe es kein Morgen. Die Festivals finden Nachts statt. Als wir gestern um ca 00:30 Uhr nach Hause fuhren, kamen wir an 4-5 partyähnlichen Zelten vorbei, vor denen die Männer, Oberkörper frei, bis fast ins Delirium auf ihre Trommeln einprügelten und manchmal auch laute Musik nebenher lief mit ordentlich Bass! Es ist wirklich lustig, wie die Inder ihre göttlichen Traditionen mit den neuartigen Partygewohnheiten der breiten Masse vereinen möchten. Einerseits beten fromme Menschen tagsüber vor dem Elefantengott, aber wenn es Nacht wird, holen dieselben Menschen ihr unglaublich teures Party Equipment raus und drehen die Musik auf und tanzen vor der  Figur halb nackt, vor der sie 5 Stunden früher noch gekniet haben.


Zwischendrin ein Auto, das mehr wert ist, als ein Inder jemals verdienen wird.
Ich nenne Indien immer das Land der Gegensätze. Wenn man aus unserem Viertel (Trimmulgherry) heraus fährt, verwandelt sich einfach alles. In unserem Viertel fahren nur Tuk Tuks und die Billigmarke TATA herum, weil nur sehr einfache Leute hier leben.
Wenn man dann aber 40 Minuten in Richtung Süd-West fährt, fahren auf einmal nur noch die teuersten Porsche, Bentley, Mercedes und BMWs um einen herum.
Es ist in Deutschland in manchen Gegenden auch extrem, aber nicht mal annähernd so wie hier. Auch dass in unserem Stadtteil ein alter Mann in einem winzigen Supermarkt noch die Rechnung per Hand schreibt und ausrechnet, wobei knapp 30 min entfernt eine riesige Shopping Mall ihre Dienste anbietet, zeigt, wie gegensätzlich alles ist. Eine Sache, an die ich mich erst so richtig gewöhnen muss, weil es für mich nicht normal ist, dass es eine solch krasse Spalte zwischen bitter arm und sehr, sehr reich gibt.
An das alltägliche Leben muss ich mich auch noch ein wenig gewöhnen. Ich glaube, das Leben hier ist vom Ablauf her ein bisschen vergleichbar mit einem Land wie Spanien. Man steht früh auf, um Dinge draußen zu erledigen, und man geht spät ins Bett, um Dinge draußen erledigen zu können. Ein Leben, in dem für mich sehr viel Zeit verloren geht durch die klimatischen Bedingungen. Früh Aufstehen und spät ins Bett Gehen heißen leider nicht, dass man dann irgendwie tagsüber schläft, nein, es gibt ja Deckenventilatoren. Gott sei Dank, sonst wäre ich hier wohl schon einige Male eingegangen wie ein Fruchtzwerg oder Eis am Stil in der prallen Sonne. Ich hatte schon vor diesem Jahr die Befürchtung, dass ich mit dem Klima nicht klar kommen würde, aber siehe da, mein Körper bzw. mein ganzer Organismus nimmt das zumeist sehr schwüle, aber auch sehr warme Klima ohne Probleme hin.
Man merkt in unserer Übergangs-Heimat übrigens sehr stark den Klimawandel. Eigentlich ist zur Zeit Regenzeit und es sollte 25 Grad haben und von morgens bis abends regnen. Aber wenn ich Mittags aus dem Fenster schaue, sehe ich eine strahlende Sonne und auf dem Thermometer steht 34 Grad. Eine wirklich ungewöhnliche Sache, wie uns unsere Chefin erzählt.
Außerdem eine sehr lustige und zugleich auch nervige Sache ist, dass die Inder, sobald sie uns Weiße sehen, manchmal sämtliches Gefühl für Feinfühligkeit vergessen! Sie wollen dann um jeden Preis ein Foto mit uns „Weißen”. Es hört sich nicht schlimm an, weil sich jeder gerne mal wie ein sehr begehrter Mensch fühlen will. Aber es erreicht zum Teil schon Dimensionen, die nicht lustig sind. Als Beispiel wollten meine beiden Mitfreiwilligen einen entspannten Abend genießen am Hussein Sagar, dem größten See Hyderabads, aber als sich der erste getraut hatte, nach einem Selfie zu fragen, gab es kein halten mehr und sie wurden unentwegt belagert, bis dann jeder ein Selfie hatte. Ich denke, der Hauptgrund für die Begeisterung der Inder für uns drei ist, dass wir in einer zwar sehr großen Stadt leben, die aber keineswegs attraktiv für Touristen egal woher ist. Und somit sehen die Menschen weiße Menschen meist nur im Fernsehen und sind wie geflasht von unserer Hautfarbe. Auch eine lustige Story von einer Freundin, die auch gerade ihren entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Indien macht, war, dass sie für ein Selfie gefragt wurde und derjenige sie auch direkt nach ihrem FB Account gefragt hat. Zwei Stunden später fand ich einen Beitrag, der in wirklich schlechtem Englisch verfasst war und besagte, dass der junge Mann gerade in Krefeld/Deutschland wäre zu Besuch bei seiner Deutschen Freundin. Die Inder bringen einen wirklich oft zum Grinsen!


Ein Zeichen, was in unserer Gesellschaft traurige Geschichte geschrieben hat, hier aber nach wie vor genutzt wird.


















Was mich Anfangs eher erschreckt/irritiert hat, war, dsas auf sehr vielen Dingen ein Hakenkreuz ist. Allerdings ist die Swastika eines der wichtigsten Zeichen der Hindus, in ihrem Glauben existierte es wesentlich länger, bevor es für andere Zwecke missbraucht wurde. Zumal hier in Indien Hitler oft als ein starker Mann angesehen wird, weil viele Inder es gut fanden, dass er die eigene Kultur "schützen" wollte. Es existiert natürlich kein Wissen über die schrecklichen Dinge, die dieser Mann vollbracht hat!   Wen interessiert, was es wirklich mit diesem Zeichen auf sich hat, dem verlinke ich eine Erklärung gleich hier. Ab 5.1 wird beschrieben, welche Bedeutung im Hinduismus besteht.

Ansonsten ist es in Indien toll, ich kriege viele Eindrücke.  Ein „Photoshooting” mit meinem Mitfreiwilligen Leo auf irgendeinem Dach in unserer Nähe ist natürlich auch immer drin. Ich rate den Jugendlichen unter euch Lesern, traut euch! Ihr werdet nie wieder so eine Chance in eurem Leben haben und ihr lebt nur einmal!

Eine meiner neuen Errungenschaften. Eine indische Kurta, wie sie meist eher arabische Männer tragen.


Bis bald

Euer Merlin

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