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Die Markise, der jetzt kommende Monsun und immer neue Welten

Um uns vor Sonne und Regen zu schützen und einen Ort zu haben, auf dem wir immer sein können, wurde auf unserer Terrasse eine Markise errichtet.
Nun war alleine das Bauen der Markise schon ein Kraftakt, da die Inder nicht wie wir einfach Werkzeuge benutzen und alles schön ordnungsgemäß errichten, nein, es wird einfach alles irgendwie gebaut. Ich habe also zwei Tage an dem relativ wackeligen Gerüst aus Bambus und dünnen Stahlruten gebaut, bis es fertig war. Gerade als wir die Markise mit einer großen Plane zu Ende gebaut hatten, fing es an zu regnen! Aber wie!! Es goss wie aus Eimern. Am Anfang fanden wir Freiwilligen es noch sehr spannend, bis wir dann im 2-Stundentakt die ganze Nacht aufstehen mussten, um das Wasser aus den durchhängenden Teilen der Markise zu befördern. Diese Nacht werde ich so schnell nicht vergessen! Wir haben die erste Nacht so überstanden und es kamen noch zwei weitere dazu. Aber komischerweise hielt die Markise die Sintflut relativ gut aus!

Erst die Freunde über das neue Dach/Markise!
 Was man von dem Baum vor unserem Haus weniger sagen kann. Als wir nach der zweiten Nacht ständigen Aufstehens raus kamen, lag einer der größten Äste des Baumes mitten in unserer Einfahrt. Wir hatten wohl sehr Glück, dass er nicht auf unser Haus gestürzt war, aber es war schon komisch zu sehen, dass unsere wackelige Konstruktion gehalten hatte (mit einer Hilfe von uns), aber dass der so stark wirkende Baum einen seiner Äste verloren hatte.
Auch die zweite Markisenkonstruktion neben dem Haus hatte drei Nächte mit wenig Hilfe gehalten. Aber am vierten Tag (gestern) war Schluss und zwar so schlagartig, dass es fast zu einem sehr fatalen Unfall gekommen wäre!
Ich war zuhause geblieben, während Skrollan mit einer Freundin Shoppen war, und es fing so heftig an zu regnen wie noch nie hier in Indien, seit ich da bin. Also war ich fast 1 Stunde damit beschäftigt, das Wasser von unserer Markise oben auf der Terrasse zu befördern. Leider hatte ich keine Zeit nach der unteren zu schauen. Als ich runterkam und der Regen ein wenig nachgelassen hatte, wollte ich mit unserer Haushälterin schauen, ob alles in Ordnung wäre, und gerade als ich aus der Tür treten wollte, krachte die ganze Konstruktion mit einem Knall zusammen und vor mir fielen vier 30 kg Steine auf den Boden, die eigentlich die Markise auf unserem Vordach festhalten sollten. Ich will lieber nicht daran denken, was passiert wäre, wenn ich 1 min früher mit unserer Haushälterin aus dem Haus gegangen wäre!! Aber zum Glück ist alles gut und wir werden die Markise noch einmal um einiges verstärken.  Alles in allem haben uns jetzt auch mal stärkere Regenfälle heimgesucht. Nicht ansatzweise so hart wie zum Beispiel in Mumbai, aber keineswegs zu unterschätzen. Es kommt bei uns immer in ca einstündigen Intervallen eine Masse an Wasser vom Himmel, wie man es sich schwer vorstellen kann! Es ist aber ein Glück, dass noch etwas herunter kommt, da dieses Wasser dringend benötigt wird und den ganzen Sommer halten muss und die meisten Inder hier in Hyderabad schon Angst hatten, dass gar nichts mehr kommt. Für uns ist es eine willkommene Abkühlung und auch die Luft verändert sich merklich zum Besseren hin.

Dann die eher ernüchterne Sicht von unten vor dem Haus auf den abgebrochenen Ast.
Wir wurden außerdem von unserer Mentorin mitgenommen an der Feier zu Ehren ihrer gestorbenen Tante teilzunehmen. Man muss erklären, dass die Familie unserer Mentorin ca. 100 Menschen umschließt und in einer sehr hohen Kaste angesiedelt ist.
Unsere Gastgeber leben in Hightech City, einem Viertel, wie der Name schon verrät, das sehr modern ist. Dort stehen riesige Wohnungskomplexe und es sieht so unglaublich anders aus! Wir fühlten uns wie in einer Ferienanlage. Direkt vor dem eher hässlich wirkenden Hochhaus waren ein Pool, Rollrasen und eine sehr schöne Straße, die völlig sauber war, was wirklich nicht normal hier ist! Wie ich später erfuhr, wohnen in dieser Wohnkolonie meist die Mitarbeiter großer Firmen wie Google, Microsoft oder Windows, die ihren zumeist sehr hoch studierten Mitarbeitern etwas bieten, damit sie nicht auch in den Staaten arbeiten gehen wollen. Eine Neue Welt in der schon sehr neuen Umgebung!
Und dort waren wir eingeladen, um an einem Hindi Ritual namens PUJA beizuwohnen, das über drei Tage geht und genau ein Jahr nach dem Tod der Tante unserer Mentorin abgehalten wird, um ihre Seele endgültig zu verabschieden, damit sie auch Ruhe findet. Es war sehr spannend, weil die Wohnung voller Menschen war und einige Priester in einem kleinen Raum saßen, der voller Rauch von verschiedenen Räucherstäbchen war, und wie im Delirium Mantren mal laut mal leise vor sich hin sangen. Ich finde es wirklich beeindruckend, mit welchem Aufwand hier diese Rituale abgehalten werden und dass in dieser Kultur alt zu werden etwas Schönes ist und nicht unbedingt bedeutet, dass man dann alleine vor sich hin lebt. Auch wirklich toll ist, dass die Familie uns ohne Probleme an diesem so wichtigen Tag dabei sein ließen und wir später noch Essen bekamen soviel wir wollten. Eine andere Art von Gastfreundschaft, die uns hier fast tagtäglich begegnet!

Bis bald,

Euer Merlin

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