Die letzten drei
Tage:
Um alles zu
schildern was mir an Sachen in den letzten drei Tagen widerfahren
ist, muss ich ganz zu Anfang anfangen.
Stuttgart, 9:00
Ortszeit, es ist der 15.8.2017:
Ich stehe vor meinem
ersten Interkontinentalflug, den ich in meinem Leben machen werde.
Natürlich bin ich bis zum Äußersten angespannt und der Abschied
von meinen beiden Geschwistern sowie meinem Stiefvater macht es auch nicht
gerade leichter. Erst als ich dann am verlassenen Gate sitze, kann
ich ein wenig zu Ruhe kommen und merke, wie sehr die Tage vor dem
Abflug an mir gezehrt haben. Naja, und dann war Boarding. Der Flug
(20 min bis Frankfurt) war nicht erwähnenswert, da es keine
besonderen Vorkommnisse gab.
Frankfurt, 11:50
Ortszeit, es ist immer noch der 15:08:
Jetzt schnell das
Abfluggate finden und dann ab nach Indien, JUHUU, aber einfach ist
das im größten Flughafen Europas nicht!! Erstmal ewig lang laufen.
Zum Glück wurde mein Gepäck automatisch zum nächsten Flug
gebracht. Das ist auch echt eine gute Sache, denn ich hatte 23 kg
Freigepäck und habe es geschafft, 22,9 kg davon auszunutzen. Fast
eine genaue Punktlandung!
Als ich in den
riesigen doppelstöckigen Flieger steige, wird mir zum ersten Mal
bewusst, dass ich mein Geburtsland jetzt erst einmal so schnell nicht
mehr real erleben kann, und es kommt eine gemischte Gefühlslage auf.
Zum einen bin ich sehr darauf gespannt das neue Land zu erkunden und
zu fühlen, wie es sich in einem anderen Land fernab der Heimat
anfühlt, zum anderen vermisse ich aber meine Familie. Egal, ich zieh
das durch!
Unser Langstreckenflieger. Eine Boeing 747 |
Auf dem Flug saß
ich neben einem alten Indischen Ehepaar und schaue mir ganz genau an,
was diese mit den zum Beispiel gereichten sehr heißen Feuchttüchern
machen. Ich kannte das nicht, aber es schien normal zu sein, sich
damit vollständig zu reinigen :) Der Flug dauert 7,5 Stunden und ich
schlafe ein wenig . An sich ist der Flug nicht anstrengend aber die
Economy Klasse bietet wenig Entspannung, weil die Sitze sehr klein
und unbequem sind. Luxusprobleme!!! :D
Mumbai, 1:00
Ortszeit, der 16.08.2017:
Ich betrete mit
guter Laune den asiatischen Kontinent. Was mir sofort in die Nase
springt, ist der Geruch, der vom überall ausgelegten Teppichboden
ausgeht. Naja, Geschmackssache. Da wir insgesamt nur 2 Stunden
Umsteigezeit haben und zusätzlich noch 25 min Verspätung, habe ich
schon bevor wir aus dem Flugzeug kommen eher das Gefühl, dass wir
den Flug verpassen, der uns nach Hyderabad bringen soll. :/ Als wir
am Zoll ankommen, der uns ins Land lassen soll, wird dieses Gefühl
immer stärker, weil ungefähr 100 Inder vor uns am Schalter stehen.
Ich sage uns, weil sich der junge Mann, der mein Mitfreiwilliger in
diesem Jahr ist, mir in Frankfurt angeschlossen hat. Als wir endlich
durch die Einreisekontrolle durch sind, haben wir noch 45 Minuten bis
unser Flieger geht und müssen erst mal das Gepäck bekommen. Wir
warten 15 min und unser Gepäck ist nicht da. Scheiße (Entschuldigt
die Ausdrucksweise)!! Auf einmal schießen zwei Inder,
augenscheinlich Flughafen-Guides auf uns zu und rufen uns wild
gestikulierend „Hyderabad? HYDERABAD“ zu. Wir beide sind total
perplex: „ÖÖÖÖÖH yes“ und dann ging die wilde Fahrt durch
den gesamten internationalen Flughafen los. Ich sage extra
Internationaler Flughafen, weil wir auf den Inlandsflughafen wechseln
müssen, was eine ganze Menge Rennerei mit sich bringt! Zum Glück
konnten wir noch auf dem Weg unser Gepäck aufgeben, was die beiden
Guides schon für uns vom Gepäckband gezogen hatten. Kein Wunder,
dass wir nichts fanden. Wir wurden also mit Hochdruck durch die
Sicherheitskontrollen, es waren ca. vier, durchgeschleust, bis wir
dann zur finalen Kontrolle kamen, an der wohl die Zeit stehen
geblieben war. Damit meine ich, dass der gute Sicherheitsbeamte nicht
im Geringsten die Lust verspürte sich zu beeilen und uns eine Weile
stehen ließ und dann nochmals verlangte, unser Handgepäck zu
öffnen. Soweit ja noch ok, aber als er dann noch nicht mal das
Online Ticket meines Begleiters akzeptieren wolle und uns zurück an
den Ticketschalter schicken wollte, war bei mir Feierabend. In meinem
besten Englisch gab ich dem noch immer total relaxten Typen zu
verstehen, dass unser Flieger in 10 min starten würde und dass das
ein E-Ticket wäre. Nach einigem Hin und Her sah er ein, dass es
jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um Beamtenwillkür walten zu
lassen, und wir wurden durchgelassen. Puh, Glück gehabt!
Als wir dann total
verschwitzt zum Abfluggate kamen, wurde uns klar, dass der ganze
Stress komplett umsonst war!! Vor uns standen noch ca. 20 Inder die
auf ihr Einsteigen warteten und hinter uns kamen auch noch einige.
Naja egal, immerhin konnten wir dann unseren letzten Flug antreten
und der war auch nicht anders als die beiden davor…
Wir, kurz vor unserer ersten Straßenüberquerung! |
Hyderabad, 4:20
Ortszeit, 16:08.2017:
Als wir ankamen, kam
uns schöne warme Luft entgegen und wir standen zum ersten Mal
außerhalb eines Flughafens auf indischem Boden. Überall Menschen,
die uns Taxis anbieten wollten und wir waren wirklich froh, dass wir
unsere Vorgänger-Mädels dabei hatten, die uns mit Bravour durch das
Chaos der indischen Straßen mithilfe eines Fahrers brachten. Am
Flughafen trafen wir Skrollan unsere bis jetzt einzige weibliche
Mitfreiwillige, die zweite weibliche Mitfreiwillige kommt erst im
Oktober.
Zuerst einmal war es
rund um den Flughafen echt sehr zivilisiert, man konnte fast denken,
dass wir noch in Europa, vielleicht. in Spanien wären, halt überall
Palmen und der Boden war so rötlich, bis wir dann ins Stadtgebiet
kamen. Dort war eine andere Welt, überall und an jedem Punkt unserer
Fahrt hupte irgendjemand von irgendwo und wirklich überall waren
Menschen – und Müll. Auch dass die Kühe überall frei herumliefen
und lagen muss ich wohl nicht erwähnen. :) Rundum, es war zuerst
einmal ein Kulturschock der besonderen Art, den ich auch erst einmal
verdauen musste!! Nach einer kurzen Einführung hatten wir Zeit zu
schlafen, die wir auch nutzten. Nach der Pause wollten wir uns mit
den Mädchen treffen zum Yoga, zumindest unser Mädchen, wir Jungs
waren da eher skeptisch. Als wir aber eine Straße zu dritt
überqueren mussten und das fast unmöglich schien, hatten wir, als
wir heile auf der anderen Seite ankamen, nicht nur ordentlich
geschwitzt, sondern fühlten uns auch wie Supermann!! Eigentlich
lächerlich, aber wer schon mal als Europäer zum ersten Mal vor
einer indischen Hauptstraße steht, weiß, was ich meine.
Der Tag verlief
ansonsten ereignislos, weil wir sehr mit Ankommen, Auspacken und
Einrichten beschäftigt waren. :)
Meine Mitfreiwilligen und ich nach unserer Ankunft. |
Die Straße vor unserem Haus. |
Das waren die Tage der Reise. :)
Zur Zeit sitze ich
am PC in Hyderabad und tippe diese Zeilen in die Tastatur. Es ist
12:29 Ortszeit und ca. 31 Grad warm. Später werden wir uns
registrieren lassen bei der örtlichen Polizei, damit wir arbeiten
können/dürfen und was der Tag noch so bringt wird sich zeigen. Ich
halte euch auf dem Laufenden …...
euer Merlin
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