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NIRP, der Ausflug und eine Deutsche Bratwurst.

Am Donnerstag war ein wirklich toller und interessanter Tag. Als wir ins Office kamen und uns gerade an unsere Computer setzten wollten, kam einer unserer Mitarbeiter zu uns und meinte, er nimmt uns heute mit. Leider verstand ich nicht ganz wohin, aber da wir lieber irgendwohin fahren wollten anstatt auf der Arbeit vor unseren Computern zu versauern, gingen wir einfach mal mit.
Wir fuhren also 1 Stunde stadtauswärts und als wir ankamen, war erst einmal Verwunderung darüber, wo wir jetzt seien. Unser Kollege (Ravishankar) wusste es auch nicht ganz, aber nach kurzer Suche fanden wir, wonach er gesucht hatte: das National Institute of Rural Development, kurz NIRD. In dieser Forschungseinrichtung werden Techniken entwickelt und produziert, die der Landbevölkerung zugute kommen. Großes Augenmerk wird dabei vor allem auf Nachhaltigkeit und niedrige Kosten, aber auch die Ressourcennutzung der Tribals gelegt.
Als wir durch das riesige, streng bewachte Tor liefen, war es, als ob wir in eine andere Welt eintauchen würden. Auf einmal war es vollkommen still, überall um uns herum war es grün und die Luft war so frisch, wie lange nicht mehr. Eine wirklich schöne Oase der Stille. Wir wurden dann sehr schnell zum Chef der Einrichtung geführt, der uns dann einen seiner jungen Mitarbeiter mitgab, und mit diesem durften wir uns dann die verschiedenen Techniken anschauen. Eine der Techniken, die wir sahen, war für mich wirklich herausragend: Da es hier sehr viele Bäume gibt, die große, fleischige Blätter haben, wurde eine Presse entwickelt, die diese Blätter zu Tellern presst. Diese Teller sind wiederverwendbar, umweltfreundlich und gleichzeitig sehr billig, was alle Bedingungen erfüllt, die gestellt wurden.



1. Schritt: Die Blätter auswählen, welche geeignet sind.


2. Schritt: Die Blätter werden richtig hingelegt und anschließend vernäht mit normalen Nähmaschinen.



3. Schritt: Man legt die Blätter über eine Pappe (der Stapel rechts daneben). Anschließend pressen die beiden Hydraulischen Pressen die beiden Komponenten so fest zusammen, dass sie aneinander kleben. Hierfür ist der Saft der in den Fleischigen Blättern ist sehr gut da er sehr klebrig ist.



Das Ergebnis ist ein sehr gut geformter Teller der sich wirklich gut benutzen lässt!


Außerdem wurden uns noch sehr viele gut einsetzbare Solarpaneele gezeigt. Eine Batterie, die an die Solarzelle angeschlossen werden kann und dazu viele Dinge wie Ladekabel, die eben für die Batterie ausgelegt sind. Alles direkt vor Ort produziert und kostengünstig zum Verkauf ausgestellt.

Ravishankar, ein Mitarbeiter aus dem Office, ist außerdem zuständig dafür, Innovationen zu finden, die man mit wenig Aufwand auch in den Fields nutzen kann.
Die Fields sind Bergdörfer, die ca. 12 Stunden Zugfahrt von Hyderabad entfernt liegen und in denen wir immer wieder Projekte starten.
Nun ist es relativ schwierig für die Bauern vor Ort, kleine Pflanzen aufzuziehen. Um diesem Problem entgegen zu wirken, haben wir uns außerdem einige Versuche der dortigen Wissenschaftler angeschaut, die mit einfachsten Materialien ein Gewächshaus gebaut haben. In diesem Gewächshaus lassen sich im Winter problemlos kleine Pflanzen aufziehen und im Sommer verschiedenste Dinge trocknen, um sie haltbar zu machen. Damit die Luft nicht in diesem Gewächshaus steht wurde außerdem ein kleiner Ventilator von einem PC an einer Seite angebracht der mit Solarenergie betrieben wird.
Nun ist unser nächstes Projekt, dieses Gewächshaus so umzubauen, dass man es gut in die Fields transportieren kann und gleichzeitig wenig Kosten hat, diese zu bauen.


Ravishankar, ich, Skrollan und Ashwini von links nach rechts.

Nach dem wirklich spannenden Tag ging es für uns zurück ins Office. Gerade als unser Uber kam, fing es an wie aus Eimern zu schütten! Was für ein Timing!




Am nächsten Tag hatten wir einen wirklich tollen Ausflug mit unserer Yoga Gruppe! Wir sind alle zusammen, in einem gemieteten Bus zu verschiedenen Tempeln gefahren. Beim ersten Tempel durften wir leider nicht aussteigen, da der Tempel auf Militärgebiet ist und es Ausländern nur nach einem aufwendigen Verfahren gestattet ist, das Gelände zu betreten.
Aber der zweite Tempel war dafür umso besser. Wir durften alle drei die verschiedenen Gebräuche der Hindus kennenlernen, was ich als großes Geschenk empfand, da ich ja kein Hindu bin. Insgesamt muss ich sagen, dass der Hinduismus sehr tolerant ist und dass eigentlich alle mitbeten dürfen und an den sogenannten Pujas teilnehmen, um sich Kraft oder Gesundheit von den Göttern zu holen.
Ich muss auch erwähnen, wie froh ich bin diese Gruppe, bestehend aus jungen und alten Inderinnen, kennengelernt zu haben, denn sie haben uns angeboten immer, wenn wir irgend etwas haben, zu ihnen zu kommen, und dass sie uns gerne ein bisschen von Indien zeigen möchten. Es ist beruhigend zu wissen, dass man nicht alleine als junger Mensch in diesem fremden Land ist! Außerdem sollen wir sie unsere Tanten nennen. Sehr herzlich, unsere Yoga Gruppe.


Unsere Gruppe, bestehend aus Jung und Alt kurz nach dem gemeinsamen Essen.

Außerdem konnten wir bei diesem Ausflug zum ersten mal Affen sehen, was gerade Skrollan wirklich toll fand. Diese kleinen süßen Tierchen hüpfen gerade in ländlichen Gebieten sehr viel herum und für die Inder ist es nichts Besonderes, aber für uns war es klasse.





Da der Tempel auf einem kleinen Hügel lag, hatte man eine wirklich schöne Aussicht von dort oben!




Unser Trinken kommt übrigens immer in solchen Behältern. Wie allgemein hin bekannt ist, kann man in Indien unmöglich aus dem Wasserhahn trinken, da die Rohre, die zu den Hähnen führen, meist wirklich schlimm verschmutzt sind und Bakterien enthalten, die wirklich krank machen! 

Hier in Hyderabad sind wir oft auf die Hilfe der Einheimischen angewiesen, gerade beim Thema Freizeitgestaltung. Das Problem ist einfach, dass Hyderabad kein Touristen-Hotspot ist und dementsprechend wenige Attraktionen angeboten werden.
Unsere Mentorin Banu hilft uns dabei aber oft aus, und so waren wir in einem sehr schönen Café, das auch deftige Speisen anbot. Das Witzigste auf der Karte war aber für mich die „German Bratwurst“. Erst einmal war es das teuerste auf der ganzen Karte und zweitens lief, als wir dieses Gericht entdeckten, noch deutsches Radio im Hintergrund. Ein wirklicher Schock, wenn man davor 4 Wochen ohne deutsche Produkte ausgekommen war.


Vielleicht probiere ich diese Bratwurst bald mal aus, bin aber wirklich gespannt wie sie schmeckt! 

Bitte seht mir nach, dass ich gerade wenig schreibe, aber es gibt 1. wenig Neues und 2. werden wir von unserer Arbeit ziemlich stark beansprucht und es bleibt wenig Zeit zum Schreiben.

Bis bald


Euer Merlin

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