Direkt zum Hauptbereich

Komische Dinge und ein kleines Stück Heimat


Ich habe in meinem letzten Beitrag einen Text veröffentlicht, der wenig mit Indien zu tun hatte, aber ich war der Meinung, dass auch so etwas zu einem Blog gehört.
Nun wieder zu Indien. Ich werde versuchen, die krassesten Dinge der letzten zwei Tage so zu schildern, dass ihr sie auch miterleben könnt. :)
Ein Stück Heimat in der Fremde.


Als ich vorgestern in den kleinen Laden ganz in der Nähe von meiner Arbeitsstelle gegangen bin, fiel mir sofort ein Markenname ins Auge, der mir nur allzu bekannt vorkam. MAGGI. Zwar nicht in Deutschland produziert, aber doch ein Produkt, welches mir sogar bekannt vorkam, Fertignudeln und Ketchup.
Hier in Indien wird die Lebensmittelindustrie leider sehr von den großen Marken Nestle, Coca Cola etc. dominiert. Man findet zwar kaum Produkte, die unter dem Markennamen der großen Firmen vertrieben werden, aber bei näherem Hinsehen findet man sofort eine der größeren Marken auf dem Etikett. Gerade die Wasserquellen werden immer von den großen Firmen besetzt, die damit ein Heidengeld verdienen. Auch wenn es für mich ein Stück Heimat bedeutet, einen Maggi Ketchup im Regal zu sehen, so wird mir abermals bewusst, wie sehr die westlichen Marken sogar den indischen Markt dominieren.


Eine andere, doch relativ lustige Sache war, dass wir schon nach drei Tagen mit der indischen Geste für „fick dich ins Knie” bedacht wurden. Welch eine Ehre. Entschuldigt bitte die Wortwahl, aber genauso so steht es im Fettnäpfchen-Führer für Indien.
  
Leo und ich machen die besagte Geste.
Naja, zur Vorgeschichte: Bus fahren kann man in Indien schon, habe ich auch schon in einem meiner vorigen Texte erwähnt, doch die Wartezeiten auf einen Bus sind immens lang, zumal man nicht weiß, ob der Bus überhaupt noch kommt. Nun, Skrollan, Leo und ich standen an der Bushaltestelle, als eine augenscheinlich nicht sehr reiche Frau auf uns zukam, um mit der Geste für Essen auf sich aufmerksam zu machen.

Es klingt hart, aber wir waren nicht bereit ihr Geld zu geben, weil wir einfach nicht sicher waren, ob das Geld auch wirklich in Essen investiert wird. Nun aber, die Dame wollte nicht aufgeben und auch nach 5 min wollte sie nicht gehen. Also gingen wir einige Meter, um etwas Abstand zu bekommen, aber diese Frau wollte nicht locker lassen. Weiße gelten hier im Allgemeinen immer als reich. Erst nach 10 min und gefühlten 100 Aufforderungen, uns in Ruhe zu lassen, trollte sie sich auf die andere Straßenseite. Dort angekommen wurden wir erst einmal mit Blicken getötet, bis ihr dann irgendwann aufgrund unserer fehlenden Reaktion endgültig die Hutschnur riss. Wir wurden mindestens zehnmal mit der Geste bedacht und immer wenn wir unseren Blick auf sie richteten, kamen wieder böse Gesten. Es war aber eher zum Lachen, da die Geste für uns so urkomisch aussah. Ich glaube, das gab ihr den Rest und sie ging wohin auch immer.


  
Unser Rabiater Abschleppfahrer, und sein Opfer.

Was auch lustig und gleichzeitig erschreckend ist, ist, wie die Inder mit ihren Fahrzeugen umgehen. Es wird gefahren, wenn es noch mindestens 3 funktionierende Reifen hat. :D. Oder eben bei einem Roller, wenn es noch rollt, geht es, nach dem Motto : „Halt mein Bier, ich mach das”. An jeder zweiten Ecke sitzt ein alter Mann, der Reifen verkauft. Ich glaube, der Verschleiß der Reifen hier ist sehr hoch, wenn ich mir die Straßen so anschaue. Nun, wir saßen in einem Uber Taxi und vor uns fuhr ein Abschleppwagen. Es wurde nur ein Auto abgeschleppt, aber ich war mir direkt nicht sicher, ob der zerplatze Hinterreifen, der nur noch ein ganz bisschen auf der Felge hing, vom vorhergegangen Unfall kam oder ob der durch die sehr rabiate Weise des Fahrers gekommen war, der das Fahrzeug, egal wie, in die nächste Werkstatt bringen wollte. Und dann noch immer mit Vollgas und Topspeed über jede Bodenwelle und durch jedes Schlagloch, das man geglaubt hat, gleich bricht die Hinterachse.

Ich glaube, gerade bei diesem Abschleppfahrer galt die Devise: „Was da ist noch was heile? So kann ich das nicht abgeben!! Da helfe ich nach.” That`s India.
Wenn man so was nicht gesehen hat, dann kann man es sich nicht vorstellen.


Leo und ich bejahen.

Was gerade und in der Anfangszeit sehr schwer fällt, ist das Kopf neigen nach rechts und links was hier Ja bedeutet und bei uns nur soviel wie vielleicht oder man damit signalisiert, dass man nicht ganz sicher ist. Wir nicken immer nur ganz fleißig mit dem Kopf was die Inder immer nur relativ irritiert als Touri-Gehabe abstempeln. :) Wir wissen zwar alle drei, wie man Ja sagt, aber gerade wenn man voller Eifer mit dem Händler von gegenüber um die Bananen feilscht, ist diese Geste wirklich leicht zu vergessen. :D

Wir sind jetzt 7 Tage hier und es lebt sich immer besser, gerade einfache Dinge wie das Trinken (man setzt den Mund nicht an die Flasche an, man kippt einfach rein ) oder das Essen mit der rechten Hand funktionieren immer besser.



Indien ist das Land der Gegensätze, wie ich sie noch nie gesehen habe. Wenn wir in unserem Viertel spazieren gehen, dann sehen wir nichts außer der indischen Billigautomarke TATA oder mal einen Suzuki und tausende Motorräder von den hier heimischen Marken. Aber wenn man 1 Stunde in das Viertel „Jubilee Hills” fährt, begegnen einem alle Luxus Autos, die man sich denken kann. Von Mercedes bis Audi, aber auch Jaguar und Tesla ist alles dabei. 
Wirklich komisch, wenn man es nicht gewohnt ist.
Bald gibt es Neues von mir aus dem weit entfernten Indien ....

Euer Merlin

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Ein Ende - Ich bin wieder da!

Hallo an alle Leser, ich habe mich in den letzten Wochen wenig bis gar nicht mehr gemeldet. Ich hatte einen guten Grund, durch eine Rückenverletzung, die ich mir schon Mitte Oktober letzten Jahres zugezogen hatte, musste ich sehr viele Schmerzen ertragen die letzten drei Monate. Ich war vor Ort bei verschiedenen Ärzten, aber die Behandlungsmöglichkeiten waren sehr begrenzt und oft gar nicht vorhanden. Ich habe in diesen drei Monaten sehr viel über meinen Freiwilligendienst nachgedacht und habe mich dann schlussendlich entschieden ihn zu beenden. Eine Entscheidung, mit der ich zufrieden bin, da sie notwendig war, weil das Kranksein in einer unbekannten Umgebung wirklich wenig Spaß macht. Nun fragen sich bestimmt viele, warum ich nicht schon vorher berichtet habe, dass ich abbrechen möchte oder darüber nachdenke. Das hat zwei Hauptgründe, erstens möchte ich mit meiner Geschichte, die schon irgendwie tragisch endet, niemandem die Lust nehmen, ein Jahr in Indien zu verbringen, da mein F...

Mein Field Trip dritter Teil

Also wenn man den Ureinwohnern eines lassen muss, dann ist es, dass ihre innere Uhr wirklich auf die Minute funktioniert. Pünktlich um 5:00 Uhr standen die Dorfbewohner auf und fingen an, draußen vor der Tür zu hantieren mit dem Feuer oder auch dem Waschen von Geschirr. Wenn man nicht vom durchgehenden Geklapper des Geschirrs wach geworden war, tat der dorfeigene Hahn seine Arbeit und man war innerhalb weniger Sekunden hellwach. Für mich als sehr gerne Frühaufstehenden war das Ganze kein Problem und so fing der Tag damit an, wie er aufgehört hatte, mit unglaublich leckerem Essen. Es gab wieder Puri und dazu ein sehr würzig schmeckendes Curry. Nach kurzer Morgenwäsche gingen wir nochmals hoch zum Wasserfall. Unsere Begleiter Sattibabu und Bonjibabu waren so darauf fixiert Fotos zu machen, um vor ihren Dorfkumpels angeben zu können, dass der eigentliche Grund, weswegen wir zu diesem Wasserfall gekommen waren, eher in den Hintergrund geriet. Unsere beiden Jungs, Sattibabu und ...

Die OP

Nun als ich vor ca. 90 Tagen nach Indien gereist bin, hatte ich mir eines vorgenommen: Werde nicht krank und vor allem, lass dich nicht operieren. Der Vorsatz hielt jetzt genau 90 Tage, weil ich mir ungefähr am 70. Tag eine Nagelbettentzündung am linken großen Zeh einhandelte. Dieses Problem zwang mich schließlich nach mehreren gescheiterten Versuchen, das Problem mit Homöopathie zu lösen, zu einem großen Privatkrankenhaus zu fahren um dort die OP stattfinden zu lassen. Das Krankenhaus wurde mir empfohlen von einem sehr guten Freund hier in Hyderabad, der ein homöopathischer Arzt ist. Durch seine Kontakte wurde ich nach indischen „5 min” ( es waren ca. 60 min) in die Notaufnahme geführt, wo dann durch einen schnellen und fachmännischen Blick festgestellt wurde, „Ja, der muss operiert werden”. Nu, in Deutschland ist ein Krankenhaus steril, ruhig, meist hell und man hat das Gefühl, man wird dort gut umsorgt. Das ist in Indien nur wirklich teilweise so!! Da in Indien wohl etwas mehr Men...